← Alle Artikel anzeigen
Die Krux mit dem toten Pferd – falsches Durchhalten und was Sie dagegen tun können
Mit Neuerungen ist es so eine Sache. Da nutzt man jahrelang ein Gerät, eine Technologie oder ein Vorgehen und plötzlich beginnen sich die Dinge im Umfeld zu ändern – oft ist das ja gar nicht so plötzlich, sondern man hat den Trend übersehen, schlichtweg ignoriert oder falsch eingeschätzt.
Das war und ist auch in der Druckindustrie zu beobachten. Viele Druckhäuser haben die Entwicklung hin zu immer niedrigeren Auflagen wohl beobachtet, aber nicht so richtig wahrhaben wollen, verhielten sich oft starr wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange.
Die gute Nachricht: Das kann den Besten passieren. Dazu gibt es eine Vielzahl von Zitaten, über die wir uns heute gern belustigen. „Die Amerikaner brauchen vielleicht ein Telefon, wir aber nicht – wir haben viele Eilboten“ – das wird Sir William Henry Preece nachgesagt, dem Chefingenieur der britischen Post, nachdem Alexander Graham Bell das Telefon demonstriert hatte.
Ein bekannter deutscher Verlagsmanager soll 2007 vorhergesagt haben, dass Google in zehn Jahren tot sei und gehofft haben, dass „das, was sich im Markt befindet, übermorgen nicht mehr existiert“. Selbst Wirtschaftsgurus wie Bill Gates erliegen grandiosen Fehleinschätzungen – sein Statement „Das Internet ist nur ein Hype“ aus dem Jahr 1995 ist schon fast legendär.
Die Krux mit dem toten Pferd
Das Leben ist meist eine Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation, zwischen Bewahrung und Neuerung. Es ist sicher nicht immer gut, sich unbedarft von etablierten Vorgehensweisen zu trennen. Es ist aber selten gut, sich aus einer gewissen Trotzhaltung oder auch unbewussten Ängsten heraus nicht auf Neues einlassen zu wollen oder zu können.
Managementberater bemühen gern die Geschichte vom „toten Pferd“. Sie soll zurückgehen auf eine alte Weisheit der Dakota Native Americans (auch in der Sprache prallen Tradition und Neuerung aufeinander, deswegen haben wir das I-Wort hier nicht mehr verwendet).
Die Weisheit besagt, dass man, wenn man entdeckt, dass man auf einem toten Pferd reitet, doch besser absteigen sollte. Mit anderen Worten: Wenn man also erkennt, dass man nicht mehr wie gewohnt weiterkommt, sollte man beginnen, Entscheidungen zu treffen.
Gewohnheit kann ein Bremsklotz sein
Das ist nicht immer einfach. Es ist nur menschlich, an Gewohntem zu hängen, vielleicht auch Bedenken oder Ängste gegenüber Veränderungen zu haben. Daher schiebt man die nötigen Entscheidungen oft vor sich her.
Stattdessen wird mit mehr oder minder hektischen Maßnahmen versucht, das Pferd am Leben zu halten, um weiterreiten zu können – koste es, was es wolle, und sei es die Existenz. Da wird, um im Bild zu bleiben, eine stärkere Peitsche beschafft; ein Arbeitskreis gegründet, um das Pferd zu analysieren oder man investiert in einen neuen Sattel, um schneller oder bequemer reiten zu können.
Ein schönes Beispiel aus der Druckindustrie ist die Investition in neue Maschinen in der Hoffnung, damit die Produktivität steigern zu können. Viele Druckereien wurden in dieser Hinsicht herb enttäuscht. Hätten sie doch besser zunächst ihre bestehenden Prozesse unter die Lupe genommen – meist hätten sie dann erkannt, dass die Optimierung der Abläufe auch zu einer besseren Auslastung ihres Maschinenparks geführt hätte.
Schritt für Schritt auf Touren kommen
Was aber können Geschäftsführer oder allgemein Führungskräfte in Druckereien tun, wenn sie mit ihrem Unternehmen aus einer schwierigen Situation einfach nicht herauskommen?
Sie sollten dann zurücktreten – nein, nicht von ihrer Position, sondern vom Alltag. Im meist hektischen Betrieb fällt es schwer, klare Gedanken zu fassen und herauszufinden, wo die Ursachen für den aktuellen Zustand liegen, wo die nötigen Veränderungen blockiert werden. Oft hat man das schon im Gefühl, man spürt es unterschwellig – man muss es sich aber bewusst machen, am besten aufschreiben. Der erste Schritt ist also der der Erkenntnis.
Der zweite Schritt ist die Betrachtung der Motivation – warum werden die Veränderungen nicht auf den Weg gebracht, warum verharrt das Unternehmen in der bestenfalls unkomfortablen, oft aber bedrohlichen Situation?
Hier geht es oft um „softe“ Ursachen, um Gründe im menschlichen, im emotionalen Bereich, die in diese Einstellung des Durchhaltens führen. Durchhaltevermögen und Ausdauer sind ehrenvolle Tugenden und auch im Geschäftsleben wichtig – aber eben nicht bis „ans Ende aller Tage“. Man muss auch erkennen können, wenn der aktuelle Weg in eine Sackgasse führt und die nötigen Maßnahmen ergreifen. Warum passiert das nicht – ist es Bequemlichkeit, Resignation, Abstumpfung oder gar Angst?
Die Frage der Motivation – Bewahrer versus Innovatoren
In jedem Team arbeiten Menschen der verschiedensten Persönlichkeitstypen – Charaktere wie Kontrollierende, Bewahrer, Innovatoren und weitere. Dabei gibt es weder gut noch schlecht, solche Eigenschaften tragen wir alle in uns und können sie nur begrenzt überspielen. Das heißt, wir können eine uns nicht liegende Funktion nur unvollkommen ausfüllen.
Etwas plakativ ausgedrückt: Eine als kontrollierend oder bewahrend angelegte Persönlichkeit wird sich schwer tun, Änderungsbedarf zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu definieren und umzusetzen.
Versuchen Sie also, solche Gegebenheiten zu durchschauen – durchaus auch bei sich selbst. Dieses Wissen können Sie bei der Bewertung von Einschätzungen der Situation durch verschiedene Personen oder auch bei der Zusammenstellung eines „Change-Teams“ nutzen.
Maßnahmen entwickeln und umsetzen
Wenn Sie eine belastbare Analyse der Situation Ihres Unternehmens erarbeitet haben, können Sie mit dem richtigen Team entsprechende Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Stellen Sie sich dabei ihr Unternehmen als Puzzle vor, bei dem die vielen kleinen Teile perfekt ineinandergreifen müssen, damit es ein homogenes Ganzes ergibt.
Vergessen Sie dabei zunächst den Maschinenpark und fokussieren Sie sich auf die Effizienz der Teilprozesse und deren Verbindung untereinander. Beginnen Sie mit den Abläufen in den Bereichen, wo Sie den größten Handlungsbedarf, das größte Potenzial sehen. So haben Sie schnell Erfolgserlebnisse und bringen Ihr Unternehmen Schritt für Schritt voran.
Hier in unserem Blog finden Sie eine ganze Reihe von Beiträgen, die Ihnen hilfreiche Tipps geben, wie Sie diese Vorhaben konzipieren und umsetzen können.
in Keyline
am 21. April 2022